Rosas erstes Tor für die U16 Nationalmannschaft

Feuerwerk der Regeländerungen im Hockey

Hockey von heute ist ein anderes Hockey als das der 1950er Jahren. Diese Änderungen im Hockeyspiel sind bedingt durch ein Feuerwerk an Regeländerungen, durch Änderungen an Schlägern, Bällen und Torwartausrüstungen und durch die Kunstrasenrevolution. Nachfolgend gebe ich einen Überblick über relevante Regeländerungen seit 1957: 

Die zahlreichen Regeländerungen hatten vielfältige Auswirkungen hinsichtlich

a) einer Spielbeschleunigung durch Vermeidung von Spielunterbrechungen (Vermeidung toter Laufwege bei früherem Viertellinienbully (1957) sowie bei der früheren Eckenausführung (1961, 1982) oder durch die Abschaffung der passiven Sperrregel (1992). Zu weiteren Spielbeschleunigungen kam es durch das Interchanging (1993) sowie durch den Selfpass (2009).


b) der Ermöglichung neuer technischer und taktischer Elemente (Änderungen und schließlich Aufhebung der Abseitsregel (1972,1987 und 1996), Eliminierung des Stockfehlers (1982, ermöglicht z.B. den Rundschlag), sowie Zulassen des hohen Spiels soweit nicht gefährlich (2004 und 2005), Aufhebung der passiven Sperregel und damit z.B. Ermöglichung des Herausdrehens (1992)


c) Anpassung an Änderungen im Hockeyeqipment (Verbot von Metall im Hockeyschläger (1998), Reglementierung der Schaftbiegung (1999), Helmpflicht 1994), Gesichtsmasken für Feldspieler (2005) , Einführung von Handschutz statt Handschuh beim Torwart (1996/97)


d) einer größerer Verständlichkeit für „Außenstehende“ durch „Abschaffung“ traditioneller Hockeyregeln (Änderungen beim Bully, 7-m Ball statt Torbully (1963), Abschaffung des Einrollens mit der Hand (1970), Abschaffung der passiven Sperregel (1992), Abschaffung des Straftores (2011)

e) Vermeidung verletzungsträchtiger Spielsituationen, die insbesondere beim Spielen hoher Bälle entstehen. Hier gab es im Laufe der Zeit zahlreiche „Regelanpassungen“, die hier exemplarisch für die Durchführung der Strafecke (Kurze Ecke) genannt werden sollen ( exemplarisch aufgeführt, da die Durchführung von Strafecken besonders verletzungsträchtig war). Zur Feldsaison 1987 wurde in das Regelwerk die Festlegung aufgenommen, dass der Ball vor dem ersten Torschuss innerhalb oder außerhalb des Schusskreises bewegungslos gestoppt werden muss und dass der danach der erste auf das Tor geschlagene Ball (das betrifft nicht den geschlenzten Ball) nur bis zu einer Höhe von 46 cm ansteigen darf (Höhe des „Torbrettes“). 1996/97 wurde festgelegt, dass der Ball vor dem ersten Torschuss 1* außerhalb des Schusskreises angehalten werden muss (Auf Nennung von Feinheiten dieser Regelfestlegungen verzichte ich hier).

Verändert hat sich in diesen 60 Jahren allerdings nicht nur das Regelwerk, sondern auch die „Bekleidungsordnung“ der Schiedsrichter, wie die folgende Videosequenz zeigt:


Tabellarische Übersicht über ausgewählte Regeländerungen

1957 Das Viertellinien-Bully wird durch den Abschlag vom Schusskreisrand ersetzt. (zunächst 1957 experimentell , im Mai 1959 dann bindend)

Bis 1957 gab es keinen Abschlag sondern ein Bully auf der Viertellinie, das s. g. Viertellinien-Bully. Dazu mussten sich alle Spieler der verteidigenden Mannschaft hinter die eigenen Viertellinie begeben. Das bedeute „tote Laufwege“ mit langen Spielunterbrechungen

1961/1962 Einführung der kurzen Ecke mit höchstens 6 Spielern hinter der Grundlinie (bis dahin mussten alle Spieler der verteidigenden Mannschaft hinter die Grundlinie zurück. Das bedeute „tote Laufwege“ mit langen Spielunterbrechungen

1963 Einführung des 7-m anstelle des Straf- bzw. Torbullys (genau 7,31 m = 8 Yards)
Bis dahin wurde anstelle des 7-m Balles ein „Strafbully“ durchgeführt

1970 „Lt. Beschluß der FIH (Ratssitzung Paris 1969) ist für Torleute bei Hallenhockeyspielen das Tragen von Gesichtsmasken erlaubt. … Das Tragen von Helmen ist nicht gestattet. Es wird ausdrücklich betont, dass diese Regelung nur für Hallenhockey gilt.“

1970 Einrollen wird durch Einschieben ersetzt
Somit wird beim Seitenaus des Balles dieser nicht mehr mit der Hand eingerollt sondern mit dem Schläger eingeschoben (ab 1982 darf der Ball dann auch eingeschlagen werden.)

1972 Anstelle der 3-Personenabseitsregel tritt die 2-Peronenabseitsregel. Das ermöglichte neue taktische Spielformationen (s. auch weitere Änderungen der Abseitsregel 1987 sowie 1996 Aufhebung der Abseitsregel)

1982 Wegfall des Mittelbullys, der durch einen Rückpass ersetzt wird (ab 1997 darf dann in jede Richtung gepasst werden)

1982 Bei Ausbällen über die Seitenlinie darf der Ball künftig auch eingeschlagen werden (anstelle des bisherigen Einschiebens

1982 Die “Lange Ecke” wird jetzt als Freischlag nicht weiter als 4,55 von der Eckfahne ausgeführt. Bis dahin wurde die „Lange Ecke“ ähnlich wie die kurze Ecke ausgeführt; nur dass der Ball 4,55 m von der Eckfahne an den Schußkreisrand gespielt wurde. Die Spieler müsten jetzt also nicht mehr, wie bisher üblich, Positionen hinter der Tor- oder Mittellinie bzw. außerhalb des Schukreises einnehmen. Das führte zu einer weiteren Eliminierung toter Laufwege und somit zu einer weiteren Reduzierung von Spielunterbrechungen.

1982 Eliminierung des Stockfehlers. Allerdings darf der Ball weiterhin nicht über Schulterhöhe gespielt werden. Möglich ist jetzt aber der z.B. der bisher verbotene Rundschlag, wenn er ungefährlich ist. Das ist ein Beispiel dafür, wie Regeländerungen neue Techniken (eben z.B. den „Rundschlag“ ermöglichen.

1982 Verbot des Handstoppens für Feldspieler (und somit auch des Handstoppens von Bällen nach einer Eckenhereingabe)
Das ist ein Beispiel dafür wie Regeländerungen zu neuen Techniken führten, nämlich dem Vorstoppens von Bällen nach Eckenhereingabe durch „das Brettlegen“
(Anmerkung: Das Handstoppen durch Feldspieler war im Hallenhockey erst ab Hallensaison 1992/93 verboten)

1987 Verlegung der Abseitsregel von der Mittellinie an die Viertellinie

1987 Bei der Strafecke darf der erste (geschlagene) Schuss auf das Tor die Höhe von 18 Inches (46 cm) nicht übersteigen. Damit soll die Gefährlichkeit einer geschossenen Ecke vermindert werden.

1991 Ab sofort ist im Hallenhockey der „eingehängte Schiebeball („Schleuderball“)“ -außer bei der Eckenhereingabe- verboten. Damit wurde der extremen Verletzungsgefahr entgegengewirkt, die durch die Schusshärte und die Unberechenbarkeit der Schleuderbälle gegeben war.

1992 Die passive Sperregel wird aufgehoben und durch die Regel über das Verbot der „aktiven Behinderung“ ersetzt. Bis dahin war jede Art des Sperrens verboten. ( Sperren tut man, wenn man sich mit dem Körper oder mit dem Schläger zwischen Gegner und Ball stellt und zwar auch dann, wenn man beispielsweise abdreht, um den Ball nach hinten zu spielen). Diese “revolutionäre” Regeländerung führte zu deutlich weniger Spielunterbrechungen, beschleunigte also das Spiel und ermöglichte neue technisch-taktische Spielelemente.

1992/93 Das Handstoppen für Feldspieler ist auch im Hallenhockey nicht mehr erlaubt
Bislang war es im Hallenhockey allen Spielern erlaubt, den Ball mit der Hand anzuhalten Dieses gilt nicht mehr für Feldspieler … und zwar sowohl auf dem Boden als auch in der Luft.

1993 Interchanging (unbeschränkter Spielerwechsel zunächst nur mit maximal zwei Spielern gleichzeitig, ab 1994 beliebig viele Spieler gleichzeitig). Das ermöglicht ein konstantes Hochhalten des Spieltempos und ein Ganzfeld-Pressing.

1994 Einführung der Helmpflicht für den Torwart

1994 Der Ball muss bei der Strafecke vor dem ersten Torschuss einmal außerhalb (!) des Schusskreises bewegungslos angehalten werden (sofern der Ball nicht vorher von einem Verteidiger berührt wurde). Bis dahin konnte auch innerhalb des Schusskreises gestoppt werden. (Ab 2003 musste weiterhin außerhalb des Schusskreises gestippt werden, aber nicht mehr zwingend bewegungslos.)

1994 Der Ball muss bei der Strafecke vor dem ersten Torschuss einmal außerhalb des Schusskreises bewegungslos angehalten werden. Bis dahin konnte auch innerhalb des Schusskreises gestoppt werden.

1996 International fällt die Abseitsregel mit Wirkung vom 5.8. 1996 weg
Diese Regeländerung ermöglichte durch das Anspielen hinter den Abwehrspielern neue taktische Spielverhalten.

1997 Beim Mittelanstoß darf der Ball in jede Richtung gespielt werden (bis dahin war nur der Rückpass erlaubt)

96/97 Der Begriff Torwarthandschuh wird durch Torwarthandschutz ersetzt. Das bedeutet das größere Abmessungen erlaubt waren

1997 – ab Feldsaison Einführung der 3-Punkte-Wertung, also 3 Punkte bei Spielgewinn . Bis dahin gab es zwei Punkte bei Spielgewinn.

1998 Mit Wirkung vom 1.11.1998 dürfen Hockeyschläger keine Bestandteile aus Metall enthalten.

1999 Die Schaftbiegung des Hockeyschlägers darf nicht mehr 2 cm betragen.

2003 Bei der Ausführung der Strafecke muss der Ball vor dem ersten Torschuss nicht mehr zwingend bewegungslos angehalten werden oder zur Ruhe gekommen sein. Er muss jedoch weiterhin zuvor den Schusskreis vollständig verlassen haben.

2004 Änderung der Bully- Ausführung (nur noch 1 maliges Schlägerkreuzen; bisher mussten die Schläger 3* “gekreuzt” werden )

2004 Die Schrittfehlerregelung bei der 7-m Ausführung wird vereinfacht.

2004 hohe Schlenzbälle in den Schusskreis werden erlaubt, sofern sich kein gefährliches Spiel ergibt.

2005 :Unabsichtlich hoch geschlagene Bälle und hohe Schlenzbälle sind erlaubt, vorausgesetzt es kommt nicht zu gefährlichem Spiel.

2005 Es wird den Feldspielern zur Abwehr von Strafecken erlaubt innerhalb des Schusskreises Gesichtsmasken zu tragen.

2007 Mit Wirkung vom 1.7.2007 kann eine Mannschaft ohne Torwart; d. h ausschließlich mit Feldspielern spielen.

2007 Mit Wirkung vom 1.8.2007 wird im Bereich der Bundesligen die Auszeit eingeführt.

2009 Der Selfpass wird eingeführt.
Die zunächst zum 1.8.2009 in allen Bundesligen des DHB eingeführte Selfpassregelung wird zum 1..4.2010 dann auch in allen Spielklassen der Jugend und zum 1.8.2010 in alle Spielklassen der Landesverbände übernommen.
Diese Regeländerung führt zu einer weiteren Spielbeschleunigung

2011 Das Straftor bei Fehler des Verteidigers während der Ausführung eines 7-m Balles wird abgeschafft und durch Wiederholung des 7-m Balles ersetzt.

2014 International wird die Spielzeit wie folgt geändert: anstatt 2*35 Minuten wird 4*15 Minuten gespielt. Die effektive Spielzeit wird erhöht, indem nach Verhängung einer Strafecke und nach Erzielen eines Tores jeweils ein Zeitstopp von 40 Sekunden eingelegt wird. Der DHB übernimmt diese Regel ab Feldsaison 2017/18 für die Bundesligen. Ziel dieser Regelung ist eine Verbesserung der „fernsehgerechten Vermarktung“ des „Produkts Hockey“, da der Zeitstopp und die Viertelpausen eine Bildwiederholung von Spielsequenzen ermöglicht.

2015 Verlegung der „langen Ecke“ auf die Viertellinie (ab 2017/18 wird diese Regelung analog im Hallenhockey durch Verlegen auf die Mittellinie angewandt.)

2015 “hoher Schläger” wird erlaubt: Spieler dürfen den Ball überall auf dem Spielfeld in kontrollierter Weise und in jeder Höhe, auch über der Schulter annehmen, anhalten, abwehren oder spielen, solange dies ungefährlich ist.

Anmerkungen:
bei den Jahresangaben ist folgendes zu beachten:
Die Regeländerungen wurden in aller Regel zunächst als experimentelle Regeln durch die FIH auf internationaler Ebene eingeführt und dann zeitversetzt durch die nationalen Verbände. Der DHSV (der DDR) und der DHB haben die Regeln z. T. nicht jeweils im gleichen Jahr übernommen. Daher kann es für den DHSV und den DHB unterschiedliche Jahresangaben gebe.


Unverändert biete ich Schülern*innen eine Betreuung für schulische Projektarbeiten zum Hockey an; beispielsweise zu dem Themenkomplex: „Einfluss von Regeländerungen auf das Hockeyspiel“ (Kontakt bei Interesse: f-haustein@web.de)