Rosas erstes Tor für die U16 Nationalmannschaft

... auf zu neuen Ufern

Paul Koch im Interview

Hallo Paul,

Wir beide haben uns im Oktober 2016 kennengelernt als du damals von Mannheim nach Berlin gezogen bist und als Trainer zu uns in den Hockeykietz Prenzlauer Berg kamst. Zuvor warst du schon 8 Jahre Co-Trainer und Trainer im Nachwuchsbereich des TSV Mannheim Hockey. Dort begann deine Trainerlaufbahn 2008 mit 15 Jahren zunächst als Co-Trainer. Du bist jetzt also schon 15 Jahre Trainer und davon mehr als 6 Jahre bei uns.

Jetzt gehst du mit uns in den nächsten Schritt und wirst als sportlicher Leiter mit uns unsere Hockeyzukunft gestalten. Wir sind neugierig und wollen mehr über dich erfahren:

Wann hast du mit dem Hockeyspielen begonnen?  Was begeistert dich am Hockey?

Ich habe selbst mit 4 Jahren angefangen, den Hockeyschläger zu schwingen. Angefangen und ausgebildet wurde ich beim TSV Mannheim Hockey als Spieler und Trainer. Ich bin wahrscheinlich über all die Jahre dem Hockey treu geblieben, weil es eine faszinierende und mitreißende Sportart ist, bei der man unheimlich viele herzliche und interessante Menschen kennenlernen kann.

Was fasziniert dich an der Trainertätigkeit?

Emotionen, Herausforderungen und Verantwortung. Diese drei Punkte begegnen dir jeden Tag als Trainer und das ist es, was mich antreibt und was ich an diesem Job so schätze.

Aktuell bist du Trainer unserer wU14 und mU14. (Beide Teams qualifizierten sich als Zweiter (mU14) bzw. Dritter (wU14) der diesjährigen Ostdeutschen Hallenmeisterschaft für die Nordostdeutsche Meisterschaft.)  Als verantwortlicher Trainer hast du in beiden Mannschaften ein starkes Trainer- und Betreuerteam um dich gescharrt.  Das erfordert Teamwork. Wie macht ihr das?

Zuerst möchte ich betonen, dass ich bei der wu14 nur als unterstützender Co-Trainer mit dabei gewesen bin. Jonas Diesing war im letzten Jahr Cheftrainer mit seinem Trainerteam (Danbi Han und Fabi Kühne). Deshalb kann ich bei der wu14 eher nur als „Beobachter“ sprechen. Unterm Strich kommt hier aber wahrscheinlich das Gleiche raus.

Die drei oben genannten Bausteine, Emotionen, Herausforderungen und Verantwortung sind die Grundlagen für eine funktionierende Mannschaft. Als Cheftrainer ist man dafür verantwortlich, dass der Staff und die SpielerInnen etwas für den Sport und die Ausführung fühlen. Ist das der Fall, sucht bzw. schafft man sich Herausforderungen und Ziele. Meiner Ansicht nach hat der Punkt und Verteilung der Verantwortung die größte Auswirkung darauf, wie hoch die Zuverlässigkeit und Einsatzbereitschaft im Staff und bei den SpielerInnen ist. Vertrauen dir die Teammitglieder und haben sie das Gefühl, dass sie sich auf dich und deinen Einsatz zu 100% verlassen können, dann funktioniert das Zusammenspiel. Weshalb ich glaube, dass Vertrauen, Verlässlichkeit und Verantwortung eine gute Zusammenarbeit im Team ungemein verstärkt.

Du bist auch außerhalb unseres Vereins als Trainer unterwegs. Du bist im Trainerteam der  Deutschen mu18 Nationalmannschaft und du bist Verbandstrainer der Berliner Landesauswahlmannschaften wu16 und mu12-16. Wie kam es dazu?

Ich habe bereits in Mannheim unter Thorsten Althoff für den baden-württembergischen Landesverband als Trainer gearbeitet, sodass die Verbandsarbeit in Berlin kein kompletter Neustart für mich war. 2021 hatte ich zuerst Kontakt mit Hannes Vollmer aufgenommen und nach einigen sehr guten Gesprächen und Trainingseinheiten war für Hannes, Friedel Stupp und mich klar, dass wir gerne weiter gemeinsam arbeiten wollen.

Zur u18 Nationalmannschaft kam ich durch Peter Maschke, dem Bundestrainer der u18. Wir kennen uns aus Mannheim, wo er für eine Saison mein Trainer war.

In diesem Jahr wirst du deine A-Trainerlizenz erwerben. Wie ist da der Stand der Dinge? Welchen Stellenwert hat für dich die Lizenzausbildung unserer Übungsleiter?

Ja, ich werde dank der Unterstützung von Rotation dieses Jahr die höchste Lizenzstufe in der Trainerausbildung absolvieren. Die ersten online Termine haben bereits stattgefunden und im Sommer und Herbst folgen die Präsenz- und Prüfungstermine in Köln.

Ich finde neben der fachlichen Aus- und Weiterbildung im Rahmen der Lizenzstufen, vor allem den Austausch zwischen den TeilnehmerInnen und Dozierenden unheimlich wichtig. Es sind ideale Gelegenheiten, sein Hockeynetzwerk weiter auszubauen und neue Ansätze und Ideen unserer Arbeit kennenzulernen. Dies sehe ich auch als einer meiner Aufgaben, solche Möglichkeiten wahrzunehmen und dadurch den bestmöglichen Input für den Verein mitnehmen zu können.

Du hast bereits mit 15 Jahren Mannschaften als Übungsleiter trainiert. Ich bin ein großer Anhänger dafür, bereits sehr frühzeitig junge Nachwuchsübungsleiter für eine Trainertätigkeit zu begeistern. Wie siehst du das? Wo haben wir da Reserven? Welchen Stellenwert wird die Gewinnung und Qualifizierung von Nachwuchsübungsleitern für dich als Sportlicher Leiter haben?

Ich persönlich hatte im Nachhinein viele Vorteile davon, dass ich so früh als Trainer angefangen habe. Man profitiert sowohl als HockeyspielerIn von den Erfahrungen, die man als TrainerIn macht und umgekehrt. Zusätzlich lernt man als TrainerIn, wichtige und hilfreiche zwischenmenschliche Werte und Fairplay im Umgang mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Des Weiteren war die Trainertätigkeit immer ein guter Ausgleich neben der Schule, dem Studium oder der Arbeit.

In einem Verein wie Rotation ist ein eigenes „NachwuchstrainerInnenprogramm“ unheimlich wichtig. Zum einen haben wir durch den immer noch wachsenden Kinder- und Jugendbereich großen Bedarf an TrainerInnen. Zum anderen entwickeln SpielerInnen bzw. TrainerInnen durch ihre Tätigkeiten eine noch engere Bindung an den Verein und die anderen Mitglieder.

Wenn die Qualität unserer Grundausbildung im Kinder- und Jugendbereich weiter steigt, wird auch die Qualität der neuen NachwuchstrainerInnen steigen.

Zu deinen Aufgaben als Sportlicher Leiter wird die „Planung und Steuerung der leistungs- und freizeitsportlichen Ausrichtung“ gehören. Das ist bei begrenzten Ressourcen (z.B. Trainingszeiten) keine leichte Aufgabe. Die Steuerung der Motivation im Leistungssport und im Freizeitsport erfordert ein hohes Maß an Empathie beider Bereiche füreinander.  Wie siehst du das?

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die drei oben genannten Bausteine (Emotionen, Herausforderungen und Verantwortung) genauso wichtig bei einer freizeitsportlichen Mannschaft sind wie bei einer leistungsorientierteren. Natürlich spielt man dann auf einem anderen Niveau und man steckt sich andere Herausforderungen und Ziele, ebenso ist das Trainingsvolumen ein anderes. Trotzdem sollte immer das Ziel sein, mit den SpielerInnen ein Team zu formen und die Emotionen zu erleben, die einen Mannschaftssport ausmachen. Bei Rotation wird es deshalb klare und offene Strukturen geben, wie der Freizeit- und Leistungssport gelebt und ausgeübt wird und wie sie nicht nebeneinander, sondern miteinander funktionieren.

Darf ich neugierig sein? Wenn ich richtig informiert bin, hast du Grundschullehramt (Mathe, Deutsch und Sport) studiert: Wie kam es zu dieser Kombination?

Die Arbeit mit Kindern und Jugendliche und die tägliche Abwechslung fand ich bei meiner Wahl spannend. Ich sah und sehe mich auch heute noch in einem Job, indem man täglich Veränderungen und Entwicklungen beobachten und bewirken kann. Aus diesem Grund entschied ich mich damals nach meinem Studium in Mannheim (Politikwissenschaft), für ein Zweitstudium und einem Neuanfang in Berlin. An diesem Punkt war ich in diesem Frühjahr wieder. Starte ich nach meinem Studium in den Lehrberuf oder finde ich einen passenden Job im Hockeybereich. Die Antwort gibt dieses Interview.

Herzlichen Dank für dieses Interview. Ich spüre in diesem Interview etwas von Antoine des Saint-Exupèry, der folgendes sagte: „Wenn Du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer zusammen um Holz zu beschaffen und Arbeiten einzuteilen, sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer.“ Ich lese in deinem Interview die Sehnsucht nach gutem und erfolgreichem Hockey. In diesem Sinne wünschen wir dir persönlich und uns gemeinsam viele schöne Erfolge beim Erleben von Hockeyemotionen mit „Rolle, rolle“.