von der Nachwuchsübungsleiterin 2013 zur Damentrainerin 2023

Nathalie Hässelbarth im Interview

Hallo Nathalie,

Ich habe in meinen Unterlagen nachgeschaut. 2014, also vor neun Jahren besuchtest du als damals 13-Jährige das BHV-Kinderseminar für Übungsleiter. Damals gehörtest du zu unseren Nachwuchsübungsleitern, die an der Seite erfahrener Trainer als Co-Trainer eingesetzt werden. Inzwischen hast du 2019 deine DOSB-Trainerin C-Lizenz erworben, gehörst ganz fest zu unserem Trainerteam und bist Trainerin unserer 3. Damenmannschaft und unserer 3. Freizeitmannschaft „von der Rolle“, sowie Co-Trainerin unserer mU12. Ich habe schon ein paar Mal zugeschaut, wie du das Damenteam coacht und ich bin begeistert, mit welchem Engagement und mit welcher Ausstrahlung du dich da einbringst. Mit dieser Trainerinnenlaufbahn von der Nachwuchsübungsleiterin bis zur Trainerin der 3. Damenmannschaft bist du ganz sicher Vorbild für viele, die mit 13, 14 Jahren überlegen, sich als Nachwuchsübungsleiter zu engagieren. Es ist also höchste Zeit dich hier unseren Mitgliedern vorzustellen. Los geht es:

Erzähle uns bitte, wie bist du zum Hockey gekommen? Wer war dein erster Übungsleiter?

Ich habe damals nach der 4. Klasse die Schule gewechselt und in der neuen Klasse war eine Klassenkameradin, die das damals gespielt und immer von ihren vielen Fahrten und Turnieren erzählt hat. Das hat mich dann neugierig gemacht und da ich bis dahin immer Einzelsportarten gemacht hatte, fand ich es ziemlich cool, dass es eine Teamsportart ist und auch keine (bis dahin zumindest) allgemeinhin bekannte Sportart war. Ich war damals also so ungefähr 10/11 Jahre alt. Mein erster Übungsleiter war Robert Kanold, aber der war das nur für einen Monat, bevor ich dann ein Jahr lang von Daniel Geisler trainiert wurde, um danach wieder für ein Jahr von Robert Kanold, bis ich dann wieder von Daniel Geisler fast bis zum Erwachsenenbereich trainiert wurde.

Wann wurdest du Nachwuchsübungsleiterin? Wie kam es dazu?

Ich weiß nicht, ob das schon zählt, aber ich habe mit 12, also ein Jahr nachdem ich selbst erst angefangen hatte, mich versucht in Trainings der wU8 einzubringen, hatte aber natürlich überhaupt keine Ahnung und war selbst rein hockeytechnisch auch nicht annähernd gut genug, um da wirklich etwas zu bewirken. Mein Ziel war damals eher, die Begeisterung für Hockey weiter zu vermitteln, besonders für jüngere Spieler*innen, weil ich für Hockeyverhältnisse erst ziemlich spät angefangen hatte und mich der Sport sofort für sich gewonnen hatte. Später bin ich dann mit Konstantin vom Ende zusammen bei der mU8 eingestiegen und im männlichen Bereich bis heute geblieben, da der damals nicht annähernd so breit gefördert war wie heute und ich die Herausforderung durchaus willkommen hieß. Mittlerweile trainiere ich als Haupttrainerin die 3. Damenmannschaft und zusammen mit Lili Kell die 3. Freizeithockey- mannschaft „Von der Rolle“ und zusätzlich als Co-Trainerin von Julian Ziech die mU12. Besonders für mich ist die Mannschaft „Von der Rolle“, weil wir dort keinen regulären Ligaspielbetrieb haben und nur auf Turniere fahren. „Nur“ ist hier eigentlich das falsche Wort, immerhin waren wir sogar schon in Rom auf einem Elternhockeyturnier und das war echt aufregend und hat richtig Spaß gemacht. Die 3. Damen sind insofern für mich eine wichtige Mannschaft, weil wir dort viele ehemalige 1. Damenspielerinnen mit jahrelanger Hockeyerfahrung haben und gleichzeitig viele Jugendspielerinnen integrieren. Der Teamgeist dort in der Mannschaft ist einmalig.

Wer hat dich in deiner Trainerinlaufbahn besonders gefördert und unterstützt?

Hier kann ich eigentlich mit Großbuchstaben Hendrik Melz erwähnen, der mich Schritt für Schritt ans Coaching und Trainingsplanung und alles drum herum herangeführt hatte und sich immer für meine Ausbildung eingesetzt hat, indem er mich auf alle möglichen Seminare und Lehrgänge geschickt hat. Außerdem hat er mich immer unterstützt und ermutigt, weiterzumachen und dranzubleiben. Erwähnenswert sind mit Sicherheit auch Daniel Geisler, der jahrelang mein Trainer war und mich mit seiner Art sehr geprägt hat, und Kati Goos, die mich mit gerade mal 19 Jahren für die 3. Damen eingespannt hat und mir zusammen mit den 3. Damen immer Vertrauen in meine Coachingfähigkeiten entgegengebracht hat.

Welchen Stellenwert haben für dich Fortbildungsangebote (BHV-Kinderseminare, Lizenzausbildung, interne Fortbildungen in unserem Verein ?

Gerade als Nachwuchsübungsleiter*in kann man nicht früh genug damit anfangen, jegliche Kinderseminare oder ähnliches zu besuchen, weil man dadurch frühzeitig altersgerechte Behandlung und altersgerechtes Training erlernt und schnell in den Austausch mit anderen Übungsleitern kommt. Außerdem ist Hockey eine schnelllebige Sportart, in der sich also dementsprechend Trainingsansätze und -leitfäden durchaus viel und schnell ändern und da helfen jegliche Seminare, um aktuell zu bleiben und sich vor allem neue Inspirationen für Trainingsplanungen abzuholen. Viel wichtiger sind am Anfang aber vereinsinterne Fortbildungen, um erstmal die vereinseigenen Strukturen und die Austauschkultur im eigenen Verein kennenzulernen und sich dort gegenseitig Feedback zu geben und voneinander zu lernen. Nur durch Feedback kann man sich schließlich verbessern und das ist essenzieller Teil davon, ein guter Coach zu sein. Das würde ich mir intern vermehrt wünschen.

Ich plädiere immer dafür, dass insbesondere auch unsere jugendlichen Spieler*innen zumindest eine Grundausbildung als Schiedsrichter*innen erhalten. Wie siehst du das?

Ich kann mich auch nur dafür aussprechen, weil es viel mit Verantwortung und gegenseitigem Respekt für alle Parteien auf dem Feld zu tun hat. Außerdem finde ich es generell wichtig, dass ein gewisses Grundverständnis des Sports und des Spiels vorhanden ist und besonders Hockey ist regeltechnisch eine recht komplexe Sportart, wo sich die Regeln auch schnell ändern können. Da muss man am Ball bleiben, dann kann man auch in den eigenen Kinderturnieren, wo man früher vielleicht noch selbst mitgespielt hat, als Unparteiische*r aushelfen, die eigene Jugend inspirieren und ein Vorbild sein. Des Weiteren lernt man dadurch, Kritik anzunehmen und wie man ebendiese differenziert betrachtet und darauf reagiert.

Du bist natürlich nicht nur Trainerin sondern auch Spielerin. Erzähl uns bitte etwas über deine sportliche Laufbahn.

Meine ganze sportliche Laufbahn? Die fing tatsächlich mit gerade mal 2 Jahren beim Schwimmen an, was ich sehr lange gemacht habe, dann kam noch irgendwann in der 1. Klasse Karate dazu und seit ich 11 Jahre alt bin Hockey. Irgendwann musste ich mich entscheiden, also fiel zuerst weg, was zuerst kam, das Schwimmen und irgendwann auch Karate, weil ich eigentlich ausschließlich nur noch beim Hockey war und das sowohl als Spielerin als auch als Trainerin. Mit meiner Jugendmannschaft sind wir auf viele Turniere und in viele Camps gefahren und waren auch nicht allzu unerfolgreich im regulären Ligabetrieb. Immerhin erreichten wir als erste Rotationer Mannschaft seit langem mal wieder die Nord-Ost-Deutsche Meisterschaft in der Halle, als ich in der wU18 war. Wir waren aber in den Jahrgängen über und unter uns nie besonders viele, weswegen die U18 damals auch zum Teil aus der wU16 bestand und ich selbst in meiner gesamten Jugendspielerinnenkarriere immer in die nächste Altersklasse hochspielen musste. Leider haben sich meine Jugendjahrgänge nicht wirklich halten können und wir haben uns im Erwachsenenbereich sehr reduziert, was ich durchaus schade finde.

Was fasziniert dich am Hockey besonders?

Um ehrlich zu sein, ist das Vieles, aber was ich echt faszinierend finde, ist, dass es ein unglaublich familiärer Sport ist und jeder irgendwie jeden kennt (und wenn es um drei Ecken ist). Wenn jemand in eine neue Stadt zieht, kann man ziemlich schnell über den Hockeyverein neue Leute kennenlernen oder kennt sogar schon ein paar Gesichter. Ich mag außerdem die Schnelllebigkeit des Sports und den gegenseitigen Respekt auf und neben dem Platz. Dazu kommt, dass Hockey an sich vielseitig und relativ komplex ist und es somit viele sportliche Fähigkeiten in verschiedenen Kombinationen erfordert und dadurch durchaus anspruchsvoll sein kann. Hockey ist einfach ein weltoffener Sport, den jeder spielen und wo sich jeder wohlfühlen kann.

Wenn du einen Hockeywunsch offen hättest, was würdest du dir dann wünschen?

Ich habe tatsächlich einen Hockeywunsch, den verrate ich allerdings nicht. Da bin ich (wie viele Sportler*innen) ein bisschen abergläubisch und ich möchte echt, dass der in Erfüllung geht 😉

Zum Abschluss, was würdest du zukünftigen Nachwuchsübungsleiter*innen ans Herz legen?

Hockey soll Spaß machen, Coachen soll Spaß machen. Freude am Coachen haben, heißt für mich Freude am Hockey haben und sie auch vermitteln. Es geht darum, Menschen auf und neben dem Platz für den Sport Hockey zu begeistern und möglichst viele abzuholen.