Hockey gegen Rassismus

Zeit ist relativ, Zeitmangel aber sehr real

Mit Schwung in die neue Saison – Unsere wU12 bei den Wacker Open in München

Es geht wieder los und Frühlingszeit ist Jahrgangswechselzeit. Da werden die Teams und die Karten quasi neu gemischt. Umso wichtiger ist gute Vorbereitung und genau dafür sind ja die diversen Trainingsspiele und Turniere da. Beim Erfurter Puffbohnenturnier Mitte April konnten unsere Mädels schon mit einem 1. Platz glänzen, aber dort wurde noch auf kleinem Feld mit buntgemischter Mannschaft gezockt. Auf ¾-Rasen gegen stärkere Gegner wird das nochmal eine andere Nummer. Deshalb hatten wir für unsere Meisterschaftsmädels am letzten Aprilwochenende Tickets nach München gebucht. Die Wacker Open boten eine guten Rahmen zur Standortbestimmung und die Bespaßung neben dem Platz (Übernachtung bei Gastfamilien inklusive) sorgte für die soziale Wohlfühlkomponente.   

Los ging es mit der Partie gegen Wacker II. Die erste Chance gehörte Helene, aber die Wacker-Keeperin war mit dem Kicker zur Stelle. Unsere Mädels machten weiter Druck und ein Spielzug über mehrere Stationen brachte den gewünschten Erfolg: Neele spielte vom linken Flügel einen schönen Seitenwechsel mit Tilda, die schickte Helene auf die Reise und deren harter Pass vors Tor wurde von Magda zum 1:0 eingeschoben. Eine ähnliche Szene kurz darauf fand dann leider keine Abnehmerin. Aber trotz Feldvorteilen musste auch hinten aufgepasst werden. Sophie startete nach guter Verteidigung durch Franca einen Angriff über rechts und sorgte mit einem Pass in die Halbspur für Feuer im Wacker-Revier. Johanna konnte den Torschuss zwar nicht anbringen, holte aber die erste kurze Ecke. Die konnte vom Gegner geklärt werden. Plötzlich kam Wacker zu einer richtig guten Chance, nachdem unser Mittelfeld überlaufen wurde. Die Stürmerin war frei vor unserem Kasten, Merle parierte den ersten Schuss, dann war im Nu Vollbetrieb im Rotationer Schusskreis und Frieda fand irgendwie den Weg nach außen. Das Spiel endete mit einer rotationigen Schlussecke – Helenes Schuss zischte Zentimeter am Tor vorbei.

Als Auftakt war das schon ganz ordentlich, die Sonne lachte – das nächste Match konnte kommen. Hier hieß der Gegner TuS Obermenzing und zumindest körperlich waren die Mädels uns schonmal optisch überlegen. Sie begannen auch druckvoll – Rolle rolle war zunächst hauptsächlich mit der Defensive beschäftigt. Kamen wir doch einmal vor den gegnerischen Kasten, wurde zu zögerlich gespielt (zahmer Rückhandschuss statt harter Strahl, ein Zieher oder Pass zu viel …). Sophie setzte nach gutem Lauf über links wieder Helene am Schusskreis in Szene, die den Querpass spielte (da wäre auch ein Torschuss möglich gewesen) – die Verteidigerin fälschte den Ball ins Aus ab. Wenig später rollte wieder der Zug über unseren rechten Flügel, diesmal sprang die Strafecke dabei heraus. Wir verstoppten den Ball, aber über die zweite Welle kam Johanna zum Torschuss (mit mehr Schmackes wäre da auch die Keeperin mehr gefordert gewesen) und hätte da eine Rotationer Stürmerin am langen Pfosten gelauert …. Beim nächsten blau-orangenen Angriff versuchte es Magda mit der „Aggi“, traf aber nicht voll (kein Problem für die Keeperin) … hätte aber auch Zeit für einen knackigen Vorhandball gehabt. Kurz: die Partie spielte sich hauptsächlich im Obermenzinger Revier ab, aber wir machten es uns selbst immer wieder schwer. Schön allerdings, dass auch unsere „Küken“ Tilda und Ella zu Chancen kamen, getroffen haben wir das Tor in dem Spiel aber nicht mehr. Es blieb beim torlosen Remis.

Gegen ASV München, eine „körperlich griffig“ agierende Mannschaft wurde es dann eine absolut ausgeglichene Geschichte. München wurde immer dann gefährlich, wenn unsere Zuordnung nicht stimmte und/oder wir dem Gegner entgegen stürzten. So fingen wir uns auch die erste Ecke, Merle war zur Stelle und klärte gleich zur Seite. Die Antwort kam prompt: Flügellauf von Helene, Pass auf Ella, die allerdings genau in die Keeperin zirkelte. Wenig später war Ella dann zur rechten Zeit am rechten Ort, stibitzte sich den Ball im gegnerischen Aufbau und arbeitete die Kugel zum 1:0 über die Linie. Kurz darauf brannte es wieder am anderen Ende, weil wir den Ball nicht energisch genug klären konnten und so quasi in unsere nächste Strafecke hineinliefen. Die wurde dann aber von Helene mustergültig abgelaufen. Den nicht unverdienten Ausgleich der Gäste kassierten wir nach einem schnell ausgeführten Freischlag in Kreisnähe. Da stimmte unsere Deckung wieder nicht, ASV durfte unbehelligt die Hundekurve absolvieren und der Pass vors Tor fand dann eine Mitspielerin, die von uns hinter dem Gegner „verteidigt“ wurde. Sophie startete dann noch einen vielversprechenden Angriff mit Seitenwechsel auf Frieda, die steckte nach vorne durch … dann ertönte der Abpfiff. Kein schlechtes Spiel, aber da war mehr drin.

Vor den freien Nachmittag hatte der Spielplan noch das Match gegen Bayreuth gelegt: ein Sieg hier würde uns Platz 1 in der Gruppe und damit den entspannten sonntäglichen Beginn gegen Mittag sichern. Da war also keine zusätzliche Motivation nötig. Die erste Gelegenheit gehörte dem Gegner, weil wir durch die Mitte klären wollten und eine Strafecke kassierten. Auf Merle war erneut Verlass. Über Helene und Johanna versprühte Rotation erste Torgefahr, aber noch nicht zwingend genug. Das sehenswerte 1:0 war dann ein typischer „Hehe-Treffer“: energischer Lauf über den Flügel, vom Kreisrand abgezogen und im laaaangen Eck versenkt. Sylvie spitzelte wenig später einen tollen Pass ins Gewühl vorm Tor, Magdas Torschuss wurde noch zur langen Ecke abgelenkt. Wir blieben spielbestimmend und hielten die Gegner ohne Ecke oder Torschuss, hatten selbst aber auch nur noch eine gute Möglichkeit. Franca führte einen Freischlag flott aus, legte raus auf Sophie, deren Steilpass landete bei Helene. Aber sowohl ihr Torschuss wie auch Magdas Nachschuss per Rückhand waren nicht druckvoll genug. 

Mit dem Hockey waren wir damit durch, aber es blieb sportlich. Ein Dutzend Kinder wollte aufs Frühlingsfest an der Theresienwiese und zum Zwecke der Zeit-, Geld- und Nervenersparnis machten wir uns zu Fuß auf den Weg. Schönes Wetter, laue Temperaturen, Samstagabend – na klar, voll war´s. Die halsbrecherischsten Fahrgeschäfte wurden zum Tabu erklärt (wer will schon Eltern klar machen müssen, wie Hockey zu kindlichen Schleudertraumata oder Trainer-Herzinfarkten geführt hat) …. aber Achterbahn (warum auch immer dort ein Elchkopf mit holländischem Akzent deutsche Àpres-Ski-Hits trällerte), Autoscooter, Panoptikum und Co. sorgten durchgehend für strahlende Augen. Nur mit der Zeit war das so eine Sache … die Mädels sollten eigentlich 20 Uhr wieder am Platz von ihren Gastfamilien abgeholt werden – da hatten wir aber gerade erst Abendbrot bestellt. Der Marsch zurück zum Platz war also eher ein Dauerlauf. Das hat aber dann auch noch geklappt und ich behaupte mal, die Mädels haben trotz Katzenbabies, niedlicher Hunde, Trampolin und was es sonst noch so Spannendes in Münchener Domizilen zu entdecken gab sooofort ihre Betten geentert. 😉

Der Sonntag brachte ein herrlich entspanntes Frühstück, gefolgt vom Halbfinale gegen die Mädels vom SC München. Machen wir es kurz: das war superspannend, spielte sich aber hauptsächlich zwischen den Schusskreisen ab. Ich kann mich an eine Chance pro Seite erinnern: eine Strafecke der Münchenerinnen (wieder abgelaufen von uns) und einen schönen Angriff über Frieda, Sophie und Magda, der vom Keeper vereitelt wurde (wieder fehlte uns da der Nachschuss). Es mussten also Penalties her, um die Finalteilnahme zu klären. Per „Schnick-Schnack-Schnuck“ wurde schnell ermittelt, wer wo beginnen würde. Merle im Tor blieb lange aufrecht, zeigte flinke Füße, trieb so die Gegnerin nach außen … und fischte den ersten Penalty mit dem Kicker weg. Sophie als erste Rotationer Schützin zockte sich seitwärts um die Keeperin, schloss aber etwas überhastet ab (da wäre noch viel Zeit gewesen) und ihr Drehschuss landete wenige Zentimeter neben dem Gehäuse. Merle dachte sich, was einmal geklappt hat, muss nicht geändert werden und fing auch den zweiten gegnerischen Schuss ab. Helene flitzte auf die Keeperin zu, machte einen astreinen Zieher und netzte per Rückhand zum 1:0 ein. … und Merle – blieb bei ihrer Taktik und zog den SCerinnen somit endgültig den Zahn. Finale gesichert!

… und damit (eigentlich sogar schon mit dem Gruppensieg) wären wir erneut bei unserem angesprochenen „Zeit-Palawatsch“. Kleines und großes Finale kollidierten im Zeitplan mit unserer Zugabfahrtszeit. Tatsächlich schoben die Gastgeber das Spiel für uns um einen Slot nach vorne, es wurde dennoch eng.

Aber erstmal das Finale gegen Wacker I: Den besseren Start erwischten unsere Gastgeberinnen, Merle war sofort gefordert, Franca hielt hinten 2–3-mal als letzte Bastion die Kugel für uns fest. Dann hatten wir Glück, dass eine Münchener Stürmerin den Steilpass ihrer Kollegin nicht mehr erreichte. Wenig später aber wurde unser Mittelfeld überlaufen und im Solo das durchaus verdiente 0:1 erzielt. Kurz darauf eine Szene zum Zunge schnalzen: Helene bekommt rechts den Ball, macht wieder so eine schönen Zieher und lässt dann mit einem Bilderbuch-Dotzer ihre Gegnerin eiskalt stehen. Schade nur, dass vorm Tor niemand von uns direkt an ihren tollen Pass kam (die Szene hätte zumindest einen knackigen Abschluss verdient gehabt), einen Torschuss im zweiten Anlauf konnte die gegnerische Keeperin parieren. Während Wacker clever den Ball hielt, suchten wir nach dem Dosenöffner. Ein Konter über – na klar – Helene bescherte uns noch eine Doppelchance für Johanna und Magda, aber es sollte einfach nicht sein.

… ist aber tatsächlich gar nicht so tragisch, weil ich persönlich nicht unbedingt mit diesem tollen zweiten Platz gerechnet hätte und die Wacker-Mädels ein durchweg sympathisches Team sind. Zudem hat das Turnier gebracht, was wir uns erhofft hatten: haufenweise Erkenntnisse und gemeinsamen Spaß für alle Beteiligten.

Zum Abschluss gab es dann doch noch den Kampf gegen die Uhr (für die Mädels mit der erst noch zu erlaufenden U-Bahn, fürs Gepäck mit Marlenes Mama im Auto. Machen wir´s kurz: ich war als Packesel als erste am Zug (unser Abteil war am Ende des gefühlt lääääängsten Bahnsteiges aller Zeiten) – da waren es noch 3 Minuten bis Buffalo und die Mädels noch nicht in Sicht. Glücklicherweise kam uns dieses eine Mal eine Verzögerung im Fahrplan der Bahn komplett gelegen und wir sind am Ende doch noch vollständig und gleichzeitig wieder in Berlin angekommen. Na, wer sagts denn!?

Unsere Wacker-Open-Vize-Mädels: Ella, Franca, Frieda, Helene, Johanna, Lisa, Magda, Merle, Neele, Sophie, Sylvie, Tilda