Ehrenamt ist gut investierte Zeit

Kathi Schuhen – Betreuerin mU14

Hallo Kathi,

Jüngst wurde unser mU14 durch das Bezirksamt und den Bezirkssportbund Pankow für die Erringung der Ostdeutschen Meisterschaft in der Hallensaison 2024/25 mit einer Ehrenurkunde ausgezeichnet. Du bist Betreuerin dieser Mannschaft und hast mir bei der Vorstellung der  Mannschaft wertvolle Anregungen gegeben.

Deine Zuarbeit zeugt von deinem hohen Engagement als Betreuerin und deiner Verbundenheit mit deinem  Team. Wir kennen uns (noch) nicht persönlich aber ich bin neugierig geworden und ich möchte dich gerne näher vorstellen und habe Fragen an dich und bin gespannt auf deine Antworten:

Zu Rotation bin ich über Hendrik Melz gekommen. Wir kennen uns schon sehr lange – Hendrik und seine Frau Jessi waren damals meine erste Anlaufstelle in Berlin. Nein, ich bin also keine Berlinerin. Ich bin gebürtige Kölnerin und in Hürth bei Köln aufgewachsen.

In Hürth habe ich seit meiner Kindheit Hockey gespielt, später die Mädchen trainiert und auch mehrere Jahre ein Hockeyturnier für Erwachsenenteams organisiert – das „Novemberturnier“. Dort nahmen unter anderem auch die Berliner Bären und der MHC teil. So entstand damals der Kontakt zu Hendrik, der damals noch bei den Bären spielte.

Nach meinem ersten Staatsexamen habe ich den Entschluss gefasst, nach Berlin zu ziehen. Hendrik und Jessi waren mir beim Ankommen in der neuen Stadt eine große Hilfe – das war 2005. Zu Rotation bin ich allerdings erst viel später gestoßen, nämlich 2020, mitten in der Coronazeit. In diesem Jahr hat mein Sohn Nils mit dem Hockeyspielen begonnen, er ist heute Torwart der mU14. Kurze Zeit später fing dann auch meine Tochter Lotta an, die inzwischen in der wU10 spielt.

Vor Rotation war ich zunächst bei den Bären aktiv: Ich habe dort eine Damenmannschaft mitgegründet, den Aufbau des Mädchenbereichs mit unterstützt und die Mädchen trainiert. Anschließend gab es noch einen kurzen Abstecher zum MHC, bevor ich meinen Schläger aus persönlichen Gründen – Job und Kinder – an die Wand gehängt habe.

Wie ich zu meinem ehrenamtlichen Engagement gekommen bin, hängt viel damit zusammen, wie ich mit Sport und Vereinsleben aufgewachsen bin. Ich habe mich schon immer in meinen Vereinen engagiert. Mein Vater war selbst sehr aktiv in einem Sportverein, hat viel organisiert, und ich war als Kind ständig dabei – man kann wirklich sagen, ich bin auf dem Sportplatz groß geworden.

Bei Rotation lief der Einstieg ins Ehrenamt eher langsam. Während der Coronazeit gab es wenig Kontakt, und anfangs habe ich den Verein und seine Strukturen nicht richtig verstanden – diese Zeit war durchaus herausfordernd. Gleichzeitig sehe ich da immer eine Holschuld: Wenn ich etwas wissen muss, besorge ich mir die Informationen, und wenn ich merke, dass Unterstützung gebraucht wird, versuche ich, zu helfen.

So kam eins zum anderen. Irgendwann haben mich andere Eltern gefragt, ob ich die Betreuung des Teams meines Sohnes übernehmen könnte – das müsste bei der mU12 gewesen sein – und so bin ich in die Aufgabe hineingewachsen.

Bei der mU14 sind wir wirklich sehr gut aufgestellt. Wir haben drei Teammanagerinnen und mit Gregor einen großartigen Trainer – und das gilt auch für die Co-Trainer*innen. Alle sind sehr engagiert, denken viel über die Jungs nach und bringen viel Zeit und Herzblut in die Arbeit mit ein.

Meine Rolle ist vielseitig. Ich unterstütze das Trainer*innen-Team gemeinsam mit Sanne und Susanne, sowohl organisatorisch rund um Training und Spielbetrieb als auch überall dort, wo jemand gebraucht wird, damit der Alltag im Team reibungslos läuft. Das reicht von der Vorbereitung und Begleitung der Spiele bis dazu, dem Trainer*innen-Team den Rücken freizuhalten, damit sie sich auf die sportliche Arbeit konzentrieren können. Gleichzeitig sind wir Betreuerinnen oft die ersten Ansprechpartnerinnen für die Eltern und gestalten Themen innerhalb des Teams aktiv mit.

In dieser Altersklasse kommen viele spannende Themen zusammen, wovon mir zwei besonders am Herzen liegen: die Förderung der Kinder und Jugendlichen sowie die Verbindung von Leistungs- und Breitensport.

Ich finde es großartig, dass wir regelmäßig Spielerinnen und Spieler haben, die es in den Berliner Landeskader schaffen – manche sogar noch weiter. Gleichzeitig müssen wir darauf achten, dass Förderung nicht nur auf einzelne Top-Talente ausgerichtet wird. Wir müssen auch die anderen Spieler im Blick behalten, von denen viele ebenfalls richtig gut sind. Wenn wir sie weiter fördern, schaffen wir ein breites Fundament und können als Mannschaft stark auftreten – und so bleiben auch unsere Top-Spieler*innen Teil eines erfolgreichen Teams.

Das Thema ist im Verein längst erkannt, und es wird daran gearbeitet – manche Prozesse brauchen einfach Zeit, aber ich bin überzeugt, dass wir auf einem guten Weg sind.

Ich selbst komme aus dem Breitensport und kann mich deshalb gut in diese Perspektive hineinversetzen. Gleichzeitig betreue ich ein leistungsorientiertes Team, wodurch ich beide Seiten sehe. Am Ende brauchen wir alle Jungs – jeder sollte im Verein ein passendes Angebot bekommen. Die Motive sind unterschiedlich: Für die einen stehen Leistung und Erfolg im Vordergrund, für andere Gemeinschaft und Spaß – das bedeutet aber nicht, dass die einen keinen Spaß haben wollen oder die anderen keinen Erfolg anstreben.

Es ist eine große Herausforderung, allen Bedürfnissen gerecht zu werden. Deshalb kann ein Haupttrainer*in das nicht alleine stemmen. Und bitte nicht falsch verstehen: Wir haben viele tolle Trainer*innen, die unglaublich viel leisten. Ich traue ihnen das zu, aber ich weiß aus Gesprächen, wie schwer es ist, beides unter einen Hut zu bekommen. Ich würde mir wünschen, dass jeder Jahrgang ab der U12 jeweils einen Trainer bzw. eine Trainerin für den Leistungsbereich und einen Trainer bzw. eine Trainerin für den Breitensportbereich hat. Durch diese klare Verantwortlichkeit könnten wir sicherstellen, dass jedes Kind und jeder Jugendliche ein passendes Angebot findet und unser Verein sowohl in der Spitze als auch in der Breite stark wird.

Mir ist natürlich bewusst, dass das ein großer Wunsch ist und uns aktuell die Kapazitäten fehlen. Aber zur Weihnachtszeit darf man Wünsche ja äußern 🙂

Der regelmäßige, jahrgangsbedingte Wechsel stellt für jedes Team eine Herausforderung dar. Man muss sich sowohl spielerisch als auch menschlich aufeinander einstellen – gerade im U14-Jahrgang passiert bei den Kids viel, Stichwort Pubertät.

Als Betreuerin der mU14-Meister der vergangenen Saison habe ich hautnah erlebt, wie bemerkenswert es Gregor gelungen ist, aus den Jahrgängen 2010 und 2011 ein funktionierendes Team zu formen. Aktuell gelingt ihm das auch mit den Jahrgängen 2011 und 2012. Das ist nicht einfach, denn oft bleibt nach den Wechseln nur wenig Zeit, bevor der Spielbetrieb wieder beginnt. Anfangs „ruckelt“ es manchmal ein wenig, aber es ist wichtig, dass alle ruhig bleiben und dem Trainer*innen-Team vertrauen.

In der Hallensaison 2024/2025 hat die mU14 auf beeindruckende Weise den Sprung von einer eher schleppenden Saison über den Titelgewinn der Ostdeutschen Meisterschaft bis zur NODM geschafft. Die Jahrgänge 2010 und 2011 sind dabei richtig zusammengewachsen. Ich durfte das bei jedem Spiel und Turnier auf der Bank hautnah miterleben. Für das gesamte Trainer*innen-Team, die Jungs – und auch mich persönlich – war das eine unvergessliche Zeit. Neben dem sportlichen Erfolg hat es auch unglaublich viel Spaß gemacht.

In der laufenden Saison sehe ich ein Team, das sich noch schneller zusammengefunden hat, weil die Jungs sich besser kennen, und zu einer erfolgreichen Einheit heranwächst.

Das Trainer*innen-Team und die Jungs haben sich die NODM zum Ziel gesetzt und ich bin überzeugt, dass sie es erreichen können. Ich wünsche mir, dass auch alle Eltern das erkennen und Vertrauen in die Arbeit haben. Wenn wir alle gemeinsam an das Ziel glauben und die Jungs sowie das Trainerteam unterstützen, kann das Team viel erreichen.

Die Entwicklung unserer Hockeyabteilung ist wirklich beeindruckend. Ich vergleiche sie manchmal mit einem Start-up, das schnell gewachsen ist. Schnelles Wachstum bringt immer Herausforderungen mit sich, weil Strukturen und Prozesse oft erst nachgezogen werden müssen – sie wachsen nicht automatisch mit.

Besonders bemerkenswert finde ich, wie sich unsere Abteilung durch viel Herzblut und ehrenamtliches Engagement kontinuierlich weiterentwickelt. Ich bin überzeugt, dass wir insgesamt auf einem sehr guten Weg sind. Ich kann nur jeden einladen, daran mitzuwirken – es braucht viele tatkräftige Hände und denkende Köpfe, um die Abteilung gemeinsam weiter zu gestalten.

Ich selbst habe lange in Start-ups gearbeitet und werde offenbar von Organisationen im Wachstum angezogen. Gerade dort macht es mir besonders viel Spaß, mich aktiv einzubringen und mitzugestalten. 🙂

Ja, ehrenamtliches Engagement erfordert durchaus viel Zeit – manchmal sogar die gesamte Freizeit. Das weiß jeder, der sich engagiert, wie du ja auch, lieber Frank. Ich habe das Glück, dass meine Familie mich dabei unterstützt, und bisher stört es meinen Sohn nicht, dass ich sein Team betreue. Sollte sich das einmal ändern, würde ich selbstverständlich einen Schritt zurücktreten – aber sicherlich gäbe es im Verein noch viele andere spannende Aufgaben, bei denen ich mich einbringen könnte.

Und aktuell habe ich sogar etwas mehr Zeit, weil ich gerade auf Jobsuche bin. Das soll aber kein Dauerzustand sein, denn ich arbeite genauso gern, wie ich mich ehrenamtlich engagiere – also falls jemand jemanden sucht, nur ein kleiner Werbeeinspieler. 😉

Puh, ich glaube, ich habe ganz schön ausgeholt und mir fällt gerade nichts mehr ein. Vielleicht noch ein letzter Gedanke:

Ehrenamt kostet viel Zeit, aber gerade in einem Hockeyverein ist es gut investierte Zeit. Wenn ich auf das zurückblicke, was ich bisher erleben durfte, dann gibt es auch unglaublich viel zurück. Besonders im vergangenen Jahr hat mir die Arbeit mit den Jungs und die Begleitung des Teams meiner Tochter persönlich sehr geholfen – während meiner Krebstherapie. Es hat mir sehr viel bedeutet, wie offen ich damit umgehen konnte, und es hat meiner Psyche sehr gutgetan, mich mit diesen schönen Dingen zu beschäftigen. Ich möchte das am Ende einfach noch sagen – als kleine Ermutigung für alle, die vielleicht gerade herausfordernde Zeiten erleben. So eine Gemeinschaft kann ganz viel Kraft und positive Energie geben – ehrenamtliches Engagement ist also auch gut für die Gesundheit. 🙂

Nun wünsche ich allen Teams eine erfolgreiche Hallensaison und Dir sowie allen eine schöne Vorweihnachtszeit. Lieben Dank für das Interview!