Am 13. Juni beging unsere SG Rotation PB feierlich ihren 75. Geburtstag. Eingeladen hatte der Vorstand Vertreter aller 8 Abteilungen ( Basketball, Fußball, Gymnastik, Handball, Hockey, Tanzen, Tischtennis und Volleyball). Das Gründungsjahr unserer SG ist somit das Jahr 1951. Unsere Abteilung Hockey kam erst 1979 in unsere SG, die damals noch eine BSG (Betriebssportgemeinschaft) war und als Sektion Hockey bezeichnet wurde. Betriebssportgemeinschaften waren Sportgemeinschaften, die durch s.g. Trägerbetriebe staatlich in ihrer Sportarbeit gefördert, d h. finanziell, logistisch und organisatorisch unterstützt wurden. Der Bezug zum Trägerbetrieb ist für „Insider“ der DDR-Sportgeschichte am Namen der Betriebssportgemeinschaften und am Logo erkennbar. (Ich habe darüber hier in der Homepage schon berichtet: Vereinsstammbäume von Hockeyvereinen der DDR – Hockey SG Rotation Prenzlauer Berg Berlin Sportgemeinschaften mit dem Namen Rotation wurden Druckereibetriebe in ihrer Sportarbeit unterstützt. . Druckerzeugnisse werden u.a. auf s.g. Rollenrotationsdruckmaschinen hergestellt. Daher unser Name und auch unsere Logo; die Papierrolle einer solchen Rotationsdruckmaschine. Trägerbetrieb unserer BSG war übrigens die Druckerei des „Neuen Deutschland“ (kurz ND). Das war als Zeitung das politische Leitmedium der SED.
Zurück zur Festveranstaltung. Ich war gebeten worden, etwas darüber zu erzählen, wie wann und warum Hockey zu Rotation PB kam. Unsere Sektion (Abteilung) Hockey wurde 1954 gegründet und gehörte zunächst verschiedenen Dynamo Vereinen an. Warum Dynamo? Der Gründungsvater unserer Sektion war Willi Cornelius. Willi Cornelius war Angehöriger der Volkspolizei der DDR und die Volkspolizei gehörte zu den „Trägereinrichtungen“ von Sportgemeinschaften, die den Namen Dynamo trugen. Als ich 1965 zum Studium nach Berlin kam schloss ich mich dieser Dynamogemeinschaft an. Das war die SG Dynamo Berlin Hohenschönhausen, so hießen wir damals. Nun muss ich etwas ausholen und einen Blick auf die DDR Sportgeschichte werfen. Die DDR war bekanntlich zwar ein kleines Land, aber sie war eine leistungsstarke Sportnation. Das hatte eine Ursache darin, dass der Spitzensport in der DDR sehr gezielt staatlich gefördert wurde. Die für den Spitzensport zur Verfügung stehenden Mittel mussten, um erfolgreich zu sein, auf wenige medaillenträchtige Sportarten konzentriert werden. Das führte dazu, dass der DTSB (Deutscher Turn- und Sportbund) als Dachorganisation des DDR Sports 1969 den s.g. DTSB Leistungssportbeschluss fasste. Dieser besagte, dass die Sportarten in der DDR fortan in zwei Kategorien staatlich gefördert wurden. Bezeichnet wurden diese zwei Gruppen mit Sport I und Sport II. Zu Sport I gehörten die Sportarten, die leistungssportlich gefördert wurden und die den Auftrag hatten bei internationalen Meisterschaften viele Medaillen zu erringen. In die Kategorie Sport II wurden die Sportarten eingegliedert, die nur noch breitensportlich gefördert wurden, die also auch nicht mehr an internationalen Meisterschaften (EM, WM, Olympische Spiele) teilnehmen durften. Zu Sport II gehörte seit 1969 leider auch Hockey. Wie hängt das nun mit Dynamo und Rotation zusammen? Unsere damalige SG Dynamo Hohenschönhausen hatte einen Leistungssportauftrag, der darin bestand, junge Ringerkampfsportler zu Spitzensportler auszubilden. Die SG Dynamo Hohenschönhausen wurde also vor allem daran gemessen, wie viele Nachwuchssportler im Ringerkampfsport an Kinder- und Jugendsportschulen und an Leistungszentren des Ringerkampfsportes delegiert wurden. In dieses Konzept passte Hockey nicht und so wurde durch die zentrale Leitung der SV (Sportvereinigung) Dynamo und durch die Leitung der SG Dynamo Hohenschönhausen und in Abstimmung mit dem DTSB-Kreisvorstand Prenzlauer Berg der Beschluss gefasst, die Sektion Hockey in die BSG Rotation PB zu überführen. Wir Hockeysportler waren da nicht sonderlich gefragt, stimmten dem aber formell zu. Zwei Zusagen erhielten wir damals, nämlich a) dass uns weiterhin der Hockeyplatz in der Winsstraße (heute Ella-Kay-Straße) zur Verfügung gestellt wird und dass wir durch den Trägerbetrieb der BSG Rotation PB, also durch die Druckerei des ND für die Aufrechterhaltung unseres Sportbetriebes weiterhin die gleiche finanzielle Unterstützung erhalten wie bisher. Diese bestand darin, dass uns über den s. g. Sozial- und Kulturfonds der Druckerei des ND jährlich 15 T Ostmark zur Verfügung gestellt werden. Damit konnten wir damals unseren gesamten Spielbetrieb finanzieren. Das ist natürlich kein Vergleich m it unserem heutigen Jahresetat. Ein Vergleich verbietet sich auch deshalb weil wir damals nur 150 Hockeyspieler in unserer Sektion waren und wir keinerlei Personalkosten für Trainer und Übungsleiter hatten, da der gesamte Trainingsbetrieb durch ausschließlich ehrenamtliche und unbezahlte Übungsleiter gesichert wurde. So ändern sich die Zeiten. Als wir damals am 1. September 1979 der BSG Rotation PB beitraten hatte die BSG 6 Sektionen (von denen es heute die zwei Sektionen Kegeln und Boxen nicht mehr gibt) und nur insgesamt 900 Mitglieder. Heute hat alleine unsere Hockeyabteilung über 900 Mitglieder und ist damit die mitgliederstärkste Abteilung im Gesamtverein, der aktuell knapp über 2700 Mitglieder hat. Die Mitgliederzahl des Gesamtvereins hat sich seit 1979 also verdreifacht und unsere BSG gehört zu den großen Sportgemeinschaften in unserem Stadtbezirk.